10. November 2023 – Gedenken mit Blick auf's Heute:

Die Gedenk-Veranstaltung des Arbeitskreis Dialog Synagogenplatz vom 10. November 2023 – in Zusammenarbeit mit der Stadt Ludwigsburg – war vielfältig und regt zu weiteren Gedanken und Diskussionen an. Hier sehen Sie Videodokumentation.

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Rund 400 Menschen kamen am 10. November 2023 auf den Ludwigsburger Synagogenplatz.

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Nie wieder ist jetzt - dafür tragen wir alle die Verantwortung. Wie kann uns es gelingen, dieser Verantwortung vor den aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen gerecht zu werden? Wie können wir klare Haltung zeigen und trotzdem den Dialog suchen? Unter diesen Fragestellungen stand die Gedenkveranstaltung am 10. November 2023 anlässlich des 85. Jahrestages der Novemberpogrome und des Brandanschlages auf die Ludwigsburger Synagoge. Der Abend wurde moderiert von Anne Kathrin Müller vom Arbeitskreis Dialog Synagogenplatz.

„Selten haben wir im unserem Arbeitskreis Dialog Synagogenplatz im Vorfeld so viel gesprochen und uns ausgetauscht - auch über unsere Emotionen zu den aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten und den gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland und in unserer Stadt besprochen. Selten waren wir vor einer Veranstaltung so besorgt.

Wir sind froh, uns für ein Format entschieden zu haben, das der Opfer gedenkt und gleichzeitig uns etwas an die Hand gibt, um aufzustehen gegen ein „das wird man ja wohl noch sagen dürfen", gegen eine Verschiebung des Diskurses nach rechts.

David Holinstat, Vertreter der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, Derya Şahan, FEX - Fachstelle Extremismusdistanzierung, Matthias Knecht, Oberbürgermeister der Stadt Ludwigsburg und (per Videoeinspielung) Dr. Michael Blume, Beauftragter des Landes Baden-Württemberg gegen Antisemitismus, waren sich einig:

• Die Situation ist besorgniserregend. Besonders eindrücklich berichtete David Holinstat, dass er sich Sorgen macht um seine Zukunft.

• Aber es gibt Möglichkeiten. Klare Kante zeigen gegen Antisemitismus, Verschwörungstheorien und trotzdem in den Dialog gehen.

• Das setzt voraus, selbst informiert zu sein. Nicht nur über Antisemitismus und Rassismus, sondern auch darüber, wie Extremismus funktioniert und wie er in den sozialen Medien wirkt.

• Sich zivilgesellschaftlich engagieren, auf eine Demo gehen, Gesicht zeigen und manchmal einfach auch nur den informierten Dialog suchen, im engsten Umfeld, der Familie damit beginnen aufzuklären oder unter Hasskommentare im Internet andere Meinungen posten damit die Demokrat*innen lauter bleiben als der Rest.

Wir alle waren uns einig: Es gibt Grund zur Hoffnung. Rund 400 Menschen besuchten die Veranstaltung. Wenn alle von ihnen die kleinen Strategien weiter tragen, dann können wir gemeinsam aufstehen gegen ein „das wird man ja wohl noch sagen dürfen“, dann können wir die Demokratie mit gestalten und die Gesellschaft ganz konkret hier vor Ort solidarischer und fairer machen.

Ein gutes Beispiel dafür lieferten am Ende der Veranstaltung Dr. Martin Wendte (Pfarrer der Citykirche und Mitglied im Dialog der Religionen) und Frank Hofmann (Integrationsrat und Dialog der Religionen) mit der gemeinsamen Erklärung gegen Antisemitismus und Rassismus, die die Ludwigsburger Religionsgemeinschaften unterzeichnet haben.

Danke an alle für das gemeinsame Gedenken, für klare Haltung, Strategien, Inspiration fürs Handeln und flammende Reden für die Demokratie!

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So voll war der Synagogenplatz selten – die heikle politische Lage führte viele Menschen zusammen.

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Derya Sahan, David Holinlstat, Anne Kathrin Müller und Dr. Matthias Knecht diskutierten und motivierten.


Rolf Bopp war sechseinhalb Jahre alt, als er das Werk der Nazi-Brandstifter von Ludwigsburg sah: Am 10. November 1938 um die Mittagszeit legten diese Feuer im jüdischen Gotteshaus der Stadt. Dass dies der Beginn von willkürlichen Verhaftungen, Verfolgung, Raub, Vertreibung und vielen Morden war, wusste das Kind damals noch nicht. Im September 2023 erinnert sich der rüstige Ludwigsburger daran, was er vor nahezu 85 Jahren gesehen hat.

Die Aufnahme ist eine sehr wertvolle Ergänzung zu früheren Bereichten von Zeitzeug:innen, die der Arbeitskreis Dialog Synagogenplatz bereits 2011 aufnehmen konnte – eine Zusammenstellung dieser Videos findet sich unter diesem Link….


Unterstützenswert:

Eine Projektgruppe der Ludwigsburger Stolperstein-Initiative setzt sich für ein Mahn-Denk-Mal ein, das an die in Ludwigsburg ermordeten Deserteure und Nazi-Gegner aus Frankreich und Belgien erinnert.

Für das geplante Mahn-Denk-Mal am Neckartal-Radweg, kurz nach dem Gewerbegebiet „Schießtal“ (!) wird noch Geld benötigt – Spenden sind willkommen.

Alles Wissenswerte findet sich auf der Projekt-Internetseite…


Schüler*innen des Schiller-Gymnasiums Ludwigsburg erinnern an jüdische Ludwigsburgerinnen und Ludwigsburger.
Am 23. Mai feiern Menschen auf dem Synagogenplatz den Geburtstag des Grundgesetzes – die Verfassung ist eine Lehre aus den NS-Verbrechen.
Am 10. November versammeln sich viele Menschen auf dem Synagogenplatz, weil an diesem Tag im Jahr 1938 die Nazis das Ludwigsburger Gotteshaus anzündeten.
Eine Informationsveranstaltung mit Jugendlichen und Erwachsenen auf dem Synagogenplatz Ludwigsburg.
Beethovens Musik und Schillers Text: „Alle Menschen werden Bründer“, interpretiert von zwei syrischen Musikern auf dem Synagogenplatz.
Bei den Erinnerungsveranstaltungen auf dem Synagogenplatz sind die Koffer-Skulpturen stets stumme Zeugen. Sie erinnern an jüdische Ludwigsburger*innen, die von den Nazis ermordet wurden.
Ein fröhliches Fest auf dem Synagogenplatz? Natürlich auch, denn es gab seine Renovierung zu feiern.
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Schülerinnen und Schüler informieren sich über die Geschichte des Synagogenplatzes und seiner Menschen.
Eine „interreligiöse Tour“ auf dem Synagogenplatz – ein Aufruf zu Wachsamkeit und Toleranz.
HipHop auf dem Synagogenplatz, das Publikum quer durch alle Altersstufen. Perfekt.
Darf man sich auf die Koffer-Skulpturen setzen? Natürlich. Am besten mit vielen Informationen zum Synagogenplatz und den Menschen, deren Namen auf den Koffern stehen.
Der Synagogenplatz:

Ludwigsburger Nazis zerstörten die Synagoge am 10. November 1938. Ihr Platz erinnert heute an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger der Stadt, die unter dem NS-Regime ausgegrenzt, beraubt, verfolgt, vertrieben und ermordet wurden.
Und er fordert täglich auf, die Menschenrechte zu achten – auch die von Menschen, die heutzutage aus ihrer Heimat fliehen müssen.


Der Synagogenplatz als Klassenzimmer

Gerne bieten Mitglieder des Arbeitskreis Dialog Synagogenplatz interessierten Gruppen, Schulklassen usw. betreute Besuche auf dem Synagogenplatz an – gegebenenfalls mit anschließendem Rundgang zu einigen Stolpersteinen, die an Ludwigsburger Opfer des NS-Terrors erinnern.

Je nach Bedarf der Gruppe können die angebotenen Informationen und Gespräche in thematisch und im zeitlichen Umfang passend vorbereitet werden. Bei Interesse melden Sie sich bitte per E-Mail…






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