Viel Publikum stand zusammen für Menschenrechte und Demokratie
Weit über 300 Menschen kamen am 10. November ’24 auf den Synagogenplatz und folgten dem Programm unter der Überschrift „Sehen, was ist. Gemeinsam handeln.“ In seiner Begrüßung unterstrich Martin Wendte vom Arbeitskreis Dialog Synagogenplatz, dass der leere Platz, auf dem seit 1938 die Synagoge fehlt, stets eine Aufforderung zur Wachsamkeit sei.
Ludwigsburgs Erste Bürgermeisterin Renate Schmetz erinnerte daran, dass die Nazi-Partei mit ihren verbrecherischen Zielen bei demokratischen Wahlen vergleichsweise große Unterstützung bekommen hatte, ehe ihr die Macht von Reichspräsident von Hindenburg übergeben wurde. Sie zog eine besorgte Verbindung zu zurückliegenden Wahl in den USA, bei denen der Kandidat erfolgreich war, der angekündigt hatte, demokratische und rechtsstaatliche Regeln abzuschaffen. Auf die Menschen in Deutschland komme mit der nun vermutlich bald anstehenden Neuwahl große Verantwortung zu.
In einer szenischen Lesung, ergänzt von einer Bildpräsentation, machten Andrea Banse, Susanne Zehender und Jochen Faber die Geschichte der jüdischen Ludwigsburgerin und Synagogen-Nachbarin Jenny Elsas erlebbar – sie hatte sich in Deutschland sicher gefühlt, nachdem ihr Mann im Ersten Weltkrieg für das Land gefallen war. Anders als ihre drei Söhne blieb sie lange in Deutschland. Als sie schließlich doch noch fliehen wollte, war es zu spät und sie wurde 1942, im Alter von 57 Jahren, ermordet.
Wie Jüdinnen und Juden sich heute in Deutschland, in der Region fühlen, nahm sich Prof. Barbara Traub zum Thema. Sie ist Vorstandssprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs und berichtete von der Angst, die sich nach vielen großen und kleineren Attentaten und Übergriffen in der jüdischen Bevölkerung verbreitet habe. Letztlich seien aber die Gläubigen überzeugt, ihren ihren Platz in der Gesellschaft zu behaupten, deren Teil sie sind. Der jüdische Glaube lehre, die Welt realistisch wahrzunehmen, aber auch nicht zu Zuversicht zu verlieren, dass das Engagement für bessere Verhältnisse auf die Dauer Erfolg haben werde.
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom Gitarristen André Bernovski, der trotz der niedrigen Temperaturen herzerwärmende Musik von Musikern wie Villa-Lobos und Bach über den Platz klingen ließ.
Den Text „Die Sicherheit der Jenny Elsas“ gibt es hier als PDF – je nach den Einstellungen Ihres Geräts zum Lesen und/oder zum Download:
Weitere Informationen zur Geschichte von Jenny Elsas gibt es auf der Internetseite der Ludwigsburger Stolperstein-Initiative.
Der Synagogenplatz:
Ludwigsburger Nazis zerstörten die Synagoge am 10. November 1938. Ihr Platz erinnert heute an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger der Stadt, die unter dem NS-Regime ausgegrenzt, beraubt, verfolgt, vertrieben und ermordet wurden.
Und er fordert täglich auf, die Menschenrechte zu achten – auch die von Menschen, die heutzutage aus ihrer Heimat fliehen müssen.
Rolf Bopp war sechseinhalb Jahre alt, als er das Werk der Nazi-Brandstifter von Ludwigsburg sah: Am 10. November 1938 um die Mittagszeit legten diese Feuer im jüdischen Gotteshaus der Stadt. Dass dies der Beginn von willkürlichen Verhaftungen, Verfolgung, Raub, Vertreibung und vielen Morden war, wusste das Kind damals noch nicht. Im September 2023 erinnert sich der rüstige Ludwigsburger daran, was er vor nahezu 85 Jahren gesehen hat.
Die Aufnahme ist eine wertvolle Ergänzung zu früheren Bereichten von Zeitzeug:innen, die der Arbeitskreis Dialog Synagogenplatz bereits 2011 aufnehmen konnte – eine Zusammenstellung dieser Videos findet sich unter diesem Link….
Mit vier Mandaten ist die AfD in den Ludwigsburger Gemeinderat eingezogen – diese Partei und viele ihrer Vertreter:innen sind nach übereinstimmender Einschätzung der Aktiven im Arbeitskreis Dialog Synagogenplatz eine Gefahr für die Demokratie.
Wie den AfD-Stadträt:innen begegnet werden sollte, welche Formen von Kontakten sinnvoll sein könnten – darüber gibt es im Arbeitskreis verschiedene Ansichten. Diese stellen wir hier gerne zur Diskussion. Ebenso stellen wir an dieser Stelle Informationen zur Verfügung, die Konzept und Handeln dieser Partei transparenter machen.
Gerne bieten Mitglieder des Arbeitskreis Dialog Synagogenplatz interessierten Gruppen, Schulklassen usw. betreute Besuche auf dem Synagogenplatz an – gegebenenfalls mit anschließendem Rundgang zu einigen Stolpersteinen, die an Ludwigsburger Opfer des NS-Terrors erinnern. Je nach Bedarf der Gruppe können die angebotenen Informationen und Gespräche in thematisch und im zeitlichen Umfang passend vorbereitet werden. Bei Interesse melden Sie sich bitte
Wer eine eigene Unterrichtseinheit vorbereiten möchte – für eine Schulklasse, eine Gruppe im Konfirmandenunterricht oder in welchem Zusammenhang auch immer – ist herzlich eingeladen, hier angebotenes Material zu nutzen. Entwickelt wurde es für evangelischen Religionsunterricht, einsetzbar ist es komplett oder in frei zu wählenden Teilen für nahezu jede Gruppe. Hier klicken…