Zum Grundgesetztag am 23. Mai 2021 – also im Jahr, in dem 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefeiert werden – baten Arbeitskreis Dialog und Förderverein Synagogenplatz Ludwigsburg Prof. Micha Brumlik um eine Einschätzung, wie weit jüdische Denktraditionen im Grundgesetz stecken. Er konzentrierte sich auf den Schlüsselsatz „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ und legt im hier aufgezeichneten Vortrag dar, wie sehr der Begriff von der Würde des Menschen aus dem Jüdischen kommt.

Da die Veranstaltung in Ludwigsburg virtuell stattfinden musste, wurde der Vortrag in Berlin aufgezeichnet – am Rand des Mahnmals für die ermordeten Juden Europas und mit Blick auf das Reichstagsgebäude, dem Sitz des deutschen Parlaments.

Am 23. Mai jeden Jahres feiern Bürgerinnen und Bürger der Stadt Ludwigsburg das Grundgesetz auf dem Synagogenplatz (2021 virtuell, um die weitere Verbreitung des Covid-19-Virus zu unterbinden, und dieser Film ist einer der Beiträge zur Streaming-Veranstaltung). Die Erste Bürgermeisterin Renate Schmetz würdigte das Grundgesetz als eine wirksame Reaktion auf die Verbrechen von Deutschen während der NS-Zeit.

Der Akkordeonist Arseniy Strokovskiy spielt zum Grundgesetz-Geburtstag auf dem Ludwigsburger Synagogenplatz von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) „Lieder ohne Worte“:
Moderato A-Dur op. 19 Nr. 4 (MWV U 73)
Moderato h-moll op. 67 Nr. 5 (MWV U 184)
Andante C-Dur op. 102 Nr. 6 (MWV U 172)

Der Akkordeonist Arseniy Strokovskiy spielt zum Grundgesetz-Geburtstag auf dem Ludwigsburger Synagogenplatz von Johann Sebastian Bach (1685-1750);
Sonata №1 für Klavier d-moll BWV 964; Andante

Der Akkordeonist Arseniy Strokovskiy spielt zum Grundgesetz-Geburtstag auf dem Ludwigsburger Synagogenplatz von Johann Sebastian Bach (1685-1750):
Sonate für Klavier №4 D-dur BWV 963
• Allegro Maestoso
• Largamente
• Allegro Moderato ed energico

Ein Zitat von Micha Brumlik, am Rande der Dreharbeiten zu seinem Beitrag aufgenommen. Das wunderschöne Kompliment ans Grundgesetz machte in den digitalen Medien Werbung für die Veranstaltung am 23. Mai.

Stacks Image 8

Wie weit haben sich die Menschenrechts-Artikel des Grundgesetzes aus jüdischer Weltsicht entwickelt? Welche Elemente der Grundrechte können auf geistige Ansätze und Entwicklungen jüdischer Denktraditionen zurückgeführt werden?

Ein Vortrag von Micha Brumlik, 1977 bis 2013 Professor in Hamburg, Heidelberg und Frankfurt am Main · 2000 bis 2005 Leiter des Fritz-Bauer-Instituts · Journalist und Publizist

Micha Brumlik

1947 geboren in Davos (Schweiz)
1967 bis 1969 Ulpan sowie Studium an der Hebräischen Universität Jerusalem
1969 bis 1977 Studium der Pädagogik und Philosophie an der Goethe Universität Frankfurt. Nach diversen Assistentenstellen erste Professur an der Universität Hamburg 1977, sodann Professor an der Universität Heidelberg von 1981 bis 2000. Anschließend Professur an der Goethe Universität bis 2013. Seit 2013 emeritierter Professor am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main
2000 bis 2005 Leiter des Fritz-Bauer-Institut Frankfurt/Main (Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte des Holocaust und seiner Wirkung)
2013 Distinguished Harris Visiting Professor, Dartmouth College
2011 Übersiedlung nach Berlin, dort seit 2013 Senior Professor am Zentrum Jüdische Studien Berlin/Brandenburg
Mitgliedschaft in der Jüdischen Gemeinde Berlin
2016 „Franz Rosenzweig Gastprofessur“ an der Universität Kassel

jüngste Publikationen:

Kritik des Zionismus · Hamburg 2007
Kurze Geschichte: Judentum · Berlin 2009
Entstehung des Christentums · Berlin 2010
Innerlich beschnittene Juden · Konkret Literatur Verlag, 2012
Messianisches Licht und menschliche Würde. Politische Theorie aus den Quellen des Judentums · Baden-Baden 2013.
Wann wenn nicht jetzt? Versuch über die Gegenwart des Judentums · Berlin 2015 (Hg. mit Christina v. Braun)
Handbuch Jüdische Studien · Wien- Köln-Weimar 2018 (Hg. mit Christina v. Braun)
Preußisch, konservativ, jüdisch: Hans-Joachim Schoeps‘ Leben und Werk · Köln 2019
Hegels Juden · Berlin 2019; 100 Seiten
Antisemitismus · Ditzingen 2020

Stacks Image 29

Arseniy Strokovskiy

1990 in Moskau geboren · studierte Akkordeon an der Moskauer Staatlichen Musikhochschule Alfred-Schnittke · Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) an der Hochschule für Musik Würzburg · Preisträger vieler internationaler Wettbewerbe, unter anderem beim renommierten Akkordeonwettbewerb in Klingenthal.
Er gehört zu den Virtuosen, die das Akkordeon aus der Ecke schlichter Unterhaltungsmusik befreien. Wer ihn spielen hört, erlebt ein ganzes, beseeltes Orchester zwischen zwei Händen.

Stacks Image 51

Renate Schmetz

Renate Schmetz ist seit Anfang Mai die Erste Bürgermeisterin der Stadt Ludwigsburg. Sie wird ein Grußwort zur Grundgesetzfeier auf dem Synagogenplatz beitragen (in diesem Jahr ist es der virtuelle Synagogenplatz).

Die Tatsache dass bei der Brandstiftung Ludwigsburger Nazis in der hiesigen Synagoge der damalige Stellvertreter des Oberbürgermeisters, Ferdinand Ostertag, als Täter beteiligt und nach dem Ende der Nazi-Diktatur verurteilt wurde, unterstreicht: Es ist wichtig, dass die Menschen in einer Stadtverwaltung eindeutig für Grundrechte und Menschlichkeit eintreten. Die vergangenen Jahre und Jahrzehnte haben gezeigt, dass die Stadt Ludwigsburg und ihre Vertreter*innen sich hier klar positionieren.

Notwendige Cookies zulassen